Juli 2005
Wenn Engel schon keine Flügel haben, hat denn
wenigstens Gott Flügel???
Wenn man es wirklich will, könnte man das in der Tat
an Hand der Bibel belegen, denn es gibt zwei Bibelstellen (jeweils in den Psalmen)
die auf die Flügel Gottes Bezug nehmen.
Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des
Auges, birg mich im
Schatten deiner Flügel.
Mit seinen Schwingen bedeckt er dich, und unter seinen Flügeln findest du
Zuflucht, Schild und Mauer ist seine Treue.
Doch jemand, der aus diesen Schriftstellen ableiten
wolle, der Herr im Himmel habe Flügel, schießt wohl ein wenig übers Ziel
hinaus.
1. … wird dieser Bezug auf Flügel ausschließlich in
den Psalmen, und auch hier nur an zwei Stellen gebracht.
2. … lässt der Kontext erkennen, dass es sich
höchstwahrscheinlich um ein Wortspiel, eine Metapher oder eine Redewendung
handelt.
3. … gibt es in der Bibel einige Hinweise zur
Physiognomie Gottes, die aber keinerlei Rückschlüsse auf Flügel zulassen.
Obwohl ich die freie Bibelübersetzung "Hoffnung
für Alle" im allgemeinen als für das Bibelstudium untauglich erachte,
finden wir in der dort gemachten Übersetzungsvariante zu den Flügeln Gottes
einen sinnvollen Erklärungsansatz, was die Bedeutung dieser sinnbildlichen
Flügel betrifft.
Er wird dich behüten wie eine Henne, die
ihre Küken unter die Flügel nimmt. Seine Treue schützt dich wie ein starker
Schild.
Wir können also den Gedanken, Gott habe Flügel,
getrost vergessen.
Jedem Bibelleser dürfte bekannt sein, dass wir
Menschen im Bilde Gottes geschaffen wurden. Das heißt im Umkehrschluss, wenn
Menschen keine Flügel haben, hat Gott selbst auch keine gehabt. Selbst
rudimentär ist mir nicht bekannt, dass das Menschengschlecht Hinweise auf
Flügelansätze hat. Was gelegentlich vorkommen soll, ist, dass Menschen mit
Schwänzen oder mit sechs Fingern geboren werden. Aber Menschen mit Flügeln? Sie
spielen nur in der Theaterwelt oder im Kino eine Rolle.
Wie groß müssten wohl die Flügel sein, um einen 60 kg
- Menschen zu tragen?
Ich weiß nicht, wie viel ein Albatross wiegt, doch
diese Tiere haben immerhin schon eine Flügelspannweite von 3,4 Metern.
Menschen dürften demnach eine Flügelspannweite von 6 –
10 Metern haben. – Diese Ausmaße setzten schon einen wahrhaft ausgeklügelten
Mechanismus voraus, um die Flügel bei Nichtgebrauch auf ein vertretbares Maß
zusammen zu falten.
Über sechs Meter lange Flügel würden aber auch die
dazugehörigen Muskelpakete erforderlich machen. Schwarzenegger und Co. müssten
blass werden vor Neid, wenn sie sich mit solchen Muskeln messen müssten.
Und wo blieben dann Arme und Hände??? Säugetiere sind
allesamt viergliedrig, und Menschen können nicht leugnen, dass auch sie den
Säugern zugerechnet werden.
Wir müssen uns also entscheiden, wollen wir Flügel um
zu fliegen oder Hände um zu arbeiten? – Wir wollen beides?? In der Werbung
heißt es doch so schön: "Geht nicht, gibt’s nicht". Also Flügel mit
Händen an den Enden? Dann hätten wir nach wie vor nur vier Glieder und dennoch
hätten wir ein Flügelpaar haben können. Und wenn dieses am Ende noch je eine
Hand hätte, wären wir doch perfekt!? Die Natur macht es uns doch vor.
"Flughunde" (die größten ihrer derzeit lebenden Vertreter), haben
eine Körperlänge von 40cm und dabei eine Flügelspannweite von 1,4 Metern.
Sollte Gott also eine Größe von 2 Metern haben, müsste
er eine Flügelspannweite von sieben Metern haben. Flughunde können zwar nicht
gehen, und sie schlafen an ihren Beinen hängend im Baum, doch dass ließe sich
physiognomisch sicherlich auch noch irgendwie bis hin zu einem aufrechten Gang
lösen.
Gott in der Art (im Erscheinungsbild) einer Fledermaus?
Das ist Blasphemie, würde man zu Recht sofort einwenden. – Also vergessen wir
das mit den Flügeln bitte, sowohl bei Gott als auch bei seinen Engeln, sofort.
– wäre das vielleicht
denkbar?
Christus soll über dem Wasser gegangen sein. Und
Christus, obwohl im Aussehen Gottes, hatte keine Flügel. Er konnte also (wie
auch immer) die Schwerkraft bis zu einem bestimmten Grade aufheben.
Es ist immer wieder bezeugt, dass gewisse Menschen levitiert
sind. Es muss also Möglichkeiten geben, sich auch ohne Flügel in die Lüfte zu
erheben.
Überdies gibt es viele Menschen, die überzeugt sind,
dass sie fliegen können (dies zumindest einmal tun konnten). In ihnen liegt
dieses unbewusste Wissen um fliegen und schweben, sich quasi elfenhaft im Raum
bewegen zu können.
Ich selbst habe unzählige Erinnerungen daran, dass ich
mich des Nachts schwebend oder fliegend durch den Raum über große Distanzen
bewegt habe. Mir war niemals bewusst, dass ich dafür so etwas wie Flügel
gebraucht hätte. Einzig mehr oder weniger große Anstrengungen geistiger Art
waren Voraussetzung. Als Starthilfe war es oftmals hilfreich für mich, mich mit
einer Art Schwimmbewegungen (in der Luft) auf das Fliegen einzustimmen. Doch
wenn ich erst einmal in der Höhe war, war ausschließlich mein Wollen dafür
verantwortlich, wohin der Flug weiter gehen sollte.
Natürlich habe ich des Nachts meinen physischen
Körper, der immerhin über 70kg wiegt, nicht dabei gehabt. Doch hatte ich mein
Bewusstsein und auch genügend Sinne, um mich orientieren zu können, dabei. Und
für dieses (ich nenne es einmal: feinstoffliche Fliegen) gibt es andere
Gesetzmäßigkeiten. Auch hier sind Flügel meines Erachtens nicht erforderlich. –
Ich habe dies nur erwähnt, weil man Engel oftmals in den feinstofflichen
Bereich verlegt. Und dabei verlegt man Engelsflügel eben auch in den Bereich
der anderen Wirklichkeiten, die dem menschlichen Auge normalerweise verwehrt
sind. Nachprüfbar ist das ohnehin nicht.
Autor: B.
Freytag
www.fallwelt.de/bibel/gott/schwingen.htm